Am 05.11.2021 hat die Klasse 10B des Willi Graf Gymnasiums ein Gespräch mit dem mittlerweile 88 Jahre alten Kurt Hillmann geführt, einem Überlebenden der Shoah, der zu Besuch in unsere Schule kam..
Er kam in Begleitung von Sarah Friedrich von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden. Der Kontakt zur Stiftung wurde von unserem Klassen- und Geschichtslehrer Herr Buchspies hergestellt. In Zusammenarbeit mit der besagten Organisation hat er dann das Gespräch mit Kurt Hillmann organisiert, der trotz seines Alters noch zu Veranstaltungen und Schulen geht, um seine Geschichte zu erzählen.
Der Spruch, den wir als Überschrift benutzen, steht an unserer Schule und hat Kurt Hillmann so begeistert, dass er diesen direkt am Anfang erwähnte und uns diese Lebensweisheit mit auf den Weg geben wollte.
Er wurde 1933 in Berlin als Sohn seiner jüdischen Mutter aus Polen und eines als sog. „Arier“ geltenden Vaters geboren, wo er auch immer noch lebt. Er war, wie er sagte, „groß und blond“, was den Alltag für ihn spürbar erleichterte. Seine Familie war Teil eines Fluchtnetzwerkes für Juden, so brachten sie viele Juden aus Berlin heraus. Da seine Mutter durch ihre Tuberkulose im Alltag stark eingeschränkt wurde und sein Vater viel arbeitete, musste er früh viele Pflichten übernehmen. Seine einzigen Freunde wurden von den Nazis abtransportiert und umgebracht.
Eigentlich stand Herr Hillmann auf einer Liste für den Transport mit Kindern aus sog. „Mischehen“. Dies hätte seinen sicheren Tod bedeutet. Doch durch die Kontakte seines Vaters kam er stattdessen in ein Heim für Kinder mit Tuberkulose im Allgäu, wo er den Krieg überlebte. Ein Wunder ist, dass er dies schaffte, obwohl seine Zimmernachbarn Kinder eines höheren SS-Offiziers und wichtiger Nationalsozialisten waren. Einen der beiden traf er Jahre später wieder und erzählte ihm von seiner Geschichte. Dieser glaubte ihm allerdings nicht. Nach Kriegsende zog er wieder nach Berlin. Die Schule war nichts für ihn, weshalb er nach wenigen Jahren eine Ausbildung als Tischler begann. Bei einem Unfall verlor er jedoch mehrere Finger, weshalb er diesen Job nicht mehr ausüben konnte.
Während Herr Hillmann uns über seine Vergangenheit erzählte, reichte er Fotos von seinen Freunden und seiner Familie herum, sowie Pässe und Ausweise von sich und seiner Familie und zum Schluss zeigte er sogar Todesanzeigen, was es für uns nicht nur zu einer Geschichte, sondern unvermeidlich real gemacht hat. Wir hatten uns vorher über das Leben des 88-Jährigen informiert, allerdings die Geschichte von ihm persönlich mit allen Details erzählt zu bekommen, hat die ganze Klasse sehr beeindruckt. Er hat eine bestimmte Art diese Geschichte zu erzählen, die das Ganze zu einem unvergesslichen Tag gemacht hat. Seine Lebenseinstellung und Mentalität sind bewundernswert.
Vielen Dank, dass Sie ihre Erfahrungen mit uns geteilt haben.
Ben und Moritz, Klasse 10